Der Siegeszug einer roten Beere
Veröffentlicht am 23. September 2015 Kommentare deaktiviert für Der Siegeszug einer roten Beere
Wer je die schwarz-braun glänzende Bohne in der Hand gehalten hat und den dazugehörigen Duft aus einer guten Kaffeemaschine gerochen hat, kann sich kaum vorstellen, dass das Ausgangsprodukt eine rote kirschenähnliche Beere ist, die an einem Strauch in den Tropenzonen von Afrika, Asien und Südamerika wächst. Der Strauch gehört zur Familie der Rubizeen und von der Unter-Gattung „Coffea“ gibt es viele Arten. Der am meisten geschätzte Strauch ist der Coffea Arabica. Er macht drei Viertel der Welt-Kaffee-Produktion aus. Das restliche Viertel wird von Coffea Canephora bestritten, besser bekannt unter dem Namen Robusta. Er ist analog zu seinem Namen in der Tat unempfindlich und gedeiht in Höhen von 200 bis 300 Metern. Das ist für die Führung einer Plantage meist bequemer und geeigneter. Der Arabica dagegen gedeiht am Besten im Hochland und die Kaffee-Röster haben festgestellt: je höher das Anbaugebiet desto besser die Eigenschaften der gerösteten Bohne. Die Schwierigkeit bei der Ernte kann man vielleicht vergleichen mit denen bei der Weinernte. In steilen Hanglagen im Rhein- oder Ahrtal ist die Traubenlese wesentlich aufwändiger als z.B. in den Ebenen an der deutschen Weinstraße, wo man die Trauben sogar maschinell ernten kann. Der Kaffee kommt ursprünglich aus den arabischen Ländern und hieß „qahwa“, was soviel heißt wie „pflanzliches Getränk“. Zunächst verzehrten die Araber die ganze Frucht, später, etwa um 1000 n. Chr. gingen sie dann dazu über, die Kerne aus der Beere zu lösen und die noch grünen Kerne zur Herstellung eines aromatischen Getränks in Wasser zu kochen. Erst drei Jahrhunderte später entwickelte man das Verfahren des Röstens und Mahlens. Die Gesetze des Koran halfen sehr bei der Ausbreitung dieses nun sehr köstlich mundenden Getränks. Da den Arabern der Genuss von Wein untersagt war, griffen sie um so stärker auf dieses sehr belebend wirkende Elixier. Wen wundert es da, dass der Kaffee, als „Wein aus Arabien“ deklariert, im 16. Jahrhundert erstmals Einzug in Europa hielt – und zwar über die großen Umschlagplätze Venedig und Marseille. Es war also ein langer Weg von der roten Beere bis zum modernen Gastronomie Kaffee oder dem allzeit bereiten köstlich heißen Kaffee aus einem Kaffeeautomat. Nach dem der Kaffee in Europa angekommen war, war es ab dem 18. Jahrhundert vor allem Venedig, das dem Kaffee ein Zuhause gab. Das „Caffè Florian“ und das „Caffè Quadri“ zeugen noch heute von dem alten Glanz der sich stetig entwickelnden Kunst des Kaffee-Zelebrierens. Auch Wien und Paris machten sich um die Entwicklung des Kaffeegenusses in hohem Maße verdient, aber keiner war je so raffiniert wie die Venezianer.
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